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Namibia war für mich immer ein Klecks auf dem Globus. Ich hörte zum ersten Mal davon, als ich in der 5. Klasse die afrikanischen Länder und Hauptstädte lernen musste. Ausgerechnet Windhoek konnte ich mir nie merken – jetzt ist die Stadt mein neues Zuhause.

 

Flugzeug von Air Namibia

 

Mein Name ist Josie, ich bin 18 Jahre alt und gebürtige Thüringerin. Bis ich 14 war dachte ich, meine gesamte Kindheit und Jugend würde sich bis zu meinem Abitur in einer Stadt abspielen. Eines Tages jedoch, eröffnete mir meine Mutter umziehen zu wollen. Sie wolle weg, hieß es zunächst. Sie wolle weit weg, meinte sie dann. Auswandern war das Schlusswort.

Und so geschah es, dass ich gegen meinen Willen nach Afrika „geschleppt“ wurde. Neue Schule, neues Haus, neue Umgebung. Nach einem tränenreichen Abschied von meinem alten Leben stieg ich im Januar in die „Air Namibia“-Maschine, um nach 10 Stunden Flug im afrikanischen Sommer zu landen.  Um meinen ersten Eindrücke zusammen zufassen: Schock. Auf dem Rollfeld liefen fette schwarze Käfer (Dickpants), die Taxi-Fahrer fuhren wie Wilde und das Wetter war eklig schwül und heiß.

Im Laufe meiner ersten Tage in Windhoek sah ich, dass es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab, überall elektrische Zäune um die Häuser und Gitter vor den Fenstern waren. Als einen perfekten Start auf dem fremden Kontinent konnte ich die erste Zeit nicht beschreiben.

Trotz Allem motivierte mich meine Mutter das Beste daraus zu machen. Wir kauften ein Auto und fuhren zum nächsten Nationalpark um „Tiere zu schauen“. An diesem Tag sah ich meine ersten Elefanten, Löwen, Antilopen und Zebras sowie Warzenschweine (Pumba‘s, wie ich sie nenne) in freier Natur. Natürlich war es aufregend und toll, aber ich wollte die ganze Zeit nach Hause in meine gewohnte Umgebung. Ich fühlte mich eingesperrt, alleine und vernachlässigt.

 

Elefanten in Namibia

 

Alles änderte sich, als ich auf meine neue Schule kam: die Deutsche höhere Privatschule Windhoek (kurz DHPS). Innerhalb kürzester Zeit lernte ich das Leben in Namibia lieben.

In Deutschland gab es an meinem ehemaligen Gymnasium immer Lehrer- und Kapazitäten-Mangel, was zu Ausfall und unmöglichen Unterrichtszeiten führte. In Namibia war jeden Tag um 7 Uhr bis 13.10 Uhr Schule und nachmittags hatte man frei. Ich konnte meine alten Hobbies, Tennis und Basketball, wieder aufnehmen, worüber ich sehr froh war. Dadurch lernte ich auch immer mehr Menschen aus verschiedenen Kulturen kennen. Namibia hat 12 Stämme sowie „die Weißen“ Afrikaner, Deutsche, Chinesen und vieles mehr. Sehr multikulturell. Allein in meiner Klasse hatten wir Namibier, Deutsche, Herero, ein Nigerianer, Spanierin, Südafrikaner und Belgierin. Jeder hatte eine eigene besondere Geschichte. 

In den vier Jahren lernte ich eine andere Art Schule kennen. Respekt, Manieren und Zusammenhalt wurden als wichtige Werte vermittelt. Eine Schuluniform und Hymne trugen zu dem Gemeinschaftsgefühl bei.

Nach und nach fand ich Anschluss. Außerdem lernte ich das Land kennen: die verblüffend deutsche Küstenstadt Swakopmund, das tierreiche Caprivi und die abwechslungsreiche Natur. Die umliegenden Länder Botswana, Südafrika, Simbabwe und Sambia konnte ich auch bereisen und Vieles entdecken. Das Erste, das man hier gelehrt bekommt, ist, dass der glückliche Mensch am reichsten ist und nicht der Vermögende. Auch wenn die Lebensart für uns befremdlich ist, arm sind die Menschen nicht.

 

Strand in Namibia

 

Während meiner Urlaubsreisen ging ich auch für einige Zeit auf eine Farm und lernte neben der Sprache Afrikaans, auch Autofahren, Rinder eintreiben und Jagen.

Einen Sommer hatten wir viele Schlangen und ich begegnete meiner ersten schwarzen Kobra.

Doch auch die aufregendste Zeit endete irgendwann und schneller als mir lieb war, waren drei Jahre vorbei und mein Abitur stand bevor. Ich durfte ein internationales-deutsches Abitur (DIAP) an meiner Schule ablegen. Doch nach einem Jahr Stress-pur hatte ich es geschafft!
Das einzige Problem war nur, dass ich im November graduiert hatte, da das Schuljahr von Januar bis Dezember ging. Jetzt darf ich fünf Monate überbrücken bis ich mit dem Studium anfangen kann. Und genau in dieser Phase befinde ich mich jetzt.

Dank des jährlichen „Career-Day“ (Karriere-Tag) konnte ich in meiner Schule verschiedene Berufe und Laufbahnen kennen lernen. Außerdem versuchte ich mich als Praktikantin bei einer Zahnärztin, Kieferorthopäde und Tierärztin. Es hat sich herausgestellt, dass ich kein Blut sehen kann, weswegen ich mich gegen eine medizinische Laufbahn entschieden habe. Nach einem weiteren  Praktikum war mein Berufswunsch klar: Managerin für Event- und Kommunikation. Deshalb habe ich ein zweiwöchiges Praktikum bei der einzigen deutschen Zeitung in Afrika absolviert.
In wenigen Tagen werde ich nach Deutschland zurückziehen und ein neues Leben ohne afrikanische Sonne beginnen.  Dort werde ich Geld verdienen, um in meinen Semesterferien wieder auf Reisen gehen zu können.

Nach vier außergewöhnlichen Jahren, freue ich mich auf einen Neustart in Deutschland. Namibia wird jedoch immer mein zweites zu Hause bleiben. They call it Africa – we call it home.

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