Neulich war ich bei unserem Recruitment-Team für den Bereich Logistik. Als ich fragte, wie es so läuft, kam die Antwort: „Egal, wie sehr wir uns anstrengen, wir können es nicht so perfekt machen, wie wir es gerne hätten. Wir sind zu wenig Leute und hängen mit der Planung immer hinterher.“ Ihr Frust war deutlich spürbar, und es schien schon eine Zeit lang so zu laufen.
Die Mitarbeiter von YoungCapital stehen unter großem Druck. Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen in einem Markt, der immer schwieriger wird. Besonders schwer haben es die Recruiter in den Bereichen, in denen Personalmangel herrscht. Sie müssen sich quasi verbiegen, um den Kunden die versprochenen Ergebnisse zu liefern. Natürlich kann das stressig sein.
Stress ist aber nicht zwangsläufig ungesund. Im Gegenteil: Mit einem gewissen Adrenalinschub klappt manches sogar besser. Die Sinne werden geschärft und wir fühlen uns, als könnten wir Bäume ausreißen. Aber man muss seine Grenzen kennen und rechtzeitig die Reißleine ziehen können. Niemand außer einem selbst weiß, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist.
Irgendwann muss es genug sein
Häufig ist es eine Frage der Mentalität: Wodurch wird Stress verursacht? Oft ist übereifriges Engagement der Auslöser – man will seine Sache perfekt machen. Das ist natürlich lobenswert, aber man muss auch erkennen, wann eine Sache schon gut genug ist. Wenn etwas nicht klappt, kommen leicht negative Emotionen auf. Das lässt sich nicht ändern, aber man muss sich davon auch nicht gleich die Laune verderben lassen.
Manchmal hilft es schon, darüber zu sprechen. Das hat sich auch direkt bestätigt, als ich die Recruiter fragte, ob sie ihr Bestes getan hätten.
„Ja klar“, hieß es. Also habe ich ihnen erklärt: „Wenn ihr alles getan habt, was in eurem Einflussbereich liegt, dann reicht das.“
Dieser Satz hat einigen wirklich die Augen geöffnet – irgendwann muss es genug sein.
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Gespräche rücken Dinge ins rechte Licht
Wir müssen also miteinander reden. Einfach mal fragen: „Was machst du gerade? Gibt es Probleme und woran liegt das? Hast du gerade privat viel um die Ohren, kannst du dich nicht konzentrieren oder gibt es Ärger mit einem Kunden?“ Nach einem Gespräch erscheinen Probleme oft kleiner und man findet gemeinsam schneller eine Lösung. Einer unserer Kunden verlor zum Beispiel jede Menge Mitarbeiter, weil sie nicht richtig geführt wurden. Dadurch entstand für uns extrem viel zusätzliche Arbeit. Schließlich haben wir das Gespräch mit dem Kunden gesucht und überlegt, wie sich das Abwandern der Angestellten aufhalten ließe – und es hat geholfen.
Das klingt zwar einfach, aber nicht jeder traut sich, bei der Arbeit über seine Gefühle zu sprechen. Junge Menschen sind oft zu streng mit sich selbst. Sie denken dann, sie müssten dieses oder jenes doch eigentlich längst können. Oft ist auch die Sorge im Spiel, dass jemand, der Schwächen eingesteht, seine Karriere aufs Spiel setzen könnte. Viele befürchten, ihr Vertrag würde vielleicht nicht verlängert oder sie könnten ihre Beförderung direkt vergessen.
Hier sind unsere Manager gefragt. Diese Bedenken müssen erkannt und ausgeräumt werden. Man muss eine offene Arbeitskultur schaffen, in der alle sagen dürfen, was sie meinen, denken und fühlen. An Gefühlen ist nichts falsch und es gibt überhaupt keinen Grund, sich für irgendetwas zu schämen.
Offene Gespräche auf allen Ebenen
Zunächst muss also ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich jeder traut zuzugeben, wenn etwas nicht gut läuft. Vorgesetzte können jedoch manchmal nicht damit umgehen, wenn jemand über zu viel Stress klagt. Vielleicht fühlen sie sich schuldig oder wissen selbst keinen Rat. Man fühlt sich dann unwohl und das ist durchaus menschlich. Aber wie sollte man reagieren?
Es gibt sogar Vorgesetzte, die aus diesem Grund Probleme ignorieren oder sogar leugnen.
Auch das ist menschlich, aber natürlich ärgerlich. Vorgesetzte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Schwächen eingestehen. Man könnte zum Beispiel sagen: „Wir finden schon eine Lösung, aber die Situation ist wirklich schwierig. Ist es dir recht, wenn ich mit der Personalabteilung darüber spreche?“ Wer zugeben kann, dass er gerade selbst nicht weiter weiß, beweist in Wirklichkeit Stärke. Und man sollte versuchen, so ehrlich wie möglich damit umzugehen.
Die Kraft der Worte
Mit Gesprächen lassen sich Gefühle der Frustration oft schon im Keim ersticken. Indem man dem Gegenüber Aufmerksamkeit schenkt, zeigt man ihm Wertschätzung. Eine neue Sichtweise auf eine Situation, die für den anderen ein großes Problem darstellt, kann vieles aufklären.
Ich selbst versuche mindestens einmal pro Woche mit den Mitarbeitern in meinem Team zu sprechen und zu erfahren, woran sie gerade arbeiten, was ihnen Sorgen bereitet und wie ich sie unterstützen kann. So sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir alle ein bisschen weniger Last tragen und nichts unter der Oberfläche brodelt. Ich hoffe, dass ich damit den richtigen Weg eingeschlagen habe.
Auch die Wirkung von Lob und Anerkennung ist nicht zu unterschätzen. Ein Lob ist schnell ausgesprochen, aber wirkt noch lange nach. Manche Dinge sind viel einfacher, als man meint. Sagen wir unseren Mitarbeitern oft genug, wie zufrieden wir mit ihnen sind? Ich bin davon überzeugt, dass gegenseitige Anerkennung oft den entscheidenden Unterschied ausmacht. Fangen Sie doch heute noch an und beobachten Sie, wie sich der Tag entwickelt.
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